Geschichte und Verbrechen

Zwei Krankenhäuser und viele Verbrechen
Die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg wurde zwischen 1898 bis 1901 von der Provinz Hannover errichtet. Zwischen Oktober 1941 und August 1945 wurden hunderte Erkrankte, vornehmlich Kinder, Jugendliche und Erkrankte mit ausländischer Herkunft ermordet. Lüneburg wurde sowohl Standort einer »Kinderfachabteilung« als auch einer »Ausländersammelstelle«. Bis 1934 war sie ein Vorbild in Bezug auf eine moderne psychiatrische Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und sonstige Beeinträchtigungen. Auch das 1900 in Betrieb genommene Städtische Krankenhaus verstand sich als fortschrittliche Einrichtung, die über 30 Jahre von dem Medizinier Richard Hölscher geprägt wurde. Dann wurde es Ort von hundertfachen Zwangssterilisationen und schließlich auch Mord an Zwangsarbeiter*innen.

»Kinder-Euthanasie«
In der sogenannten »Kinderfachabteilung« wurden im Rahmen der »Kinder-Euthanasie« ab dem 9. Oktober 1941 nachweislich über 440 Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen ermordet. Der Mord endete nicht mit Kriegsende. Die jüngsten waren nur wenige Stunden und Tage alt.
Krankenmord an Erkrankten ausländischer Herkunft
Aus dem gesamten norddeutschen Raum kamen Erkrankte mit ausländischer Herkunft in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Hier gab es »Ostarbeiterabteilungen«, später sogar eine sogenannte »Ausländersammelstelle«. Im Krankenhaus Lüneburg wurde eine »Krankenbaracke« für die »Ostarbeiter« errichtet. Die Abteilungen und die Baracke waren Orte der Ermordung von Zwangsarbeiter*innen.

Zwangssterilisation
Das »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« begründete die Sterilisation von Personen auch gegen ihren Willen. In Lüneburg wurden über 820 Menschen Opfer dieser Verbrechen durch Beschlüsse des Erbgesundheitsgerichtes Lüneburg. Nahezu die Hälfte der Betroffenen wurde im Städtischen Krankenhaus zwangsoperiert.

